
Das Leben von Patchwork-Familien gleicht oft einer Achterbahnfahrt. Unterschiedliche Erziehungsstile treffen aufeinander, Rollen müssen neu verteilt werden und Loyalitätskonflikte können für alle Beteiligten herausfordernd sein. Mit Geduld, offener Kommunikation und dem bewussten Miteinander kann aus dieser Konstellation eine stabile, liebevolle Familie entstehen.
Die Erwartungen realistisch halten
Lernen Sie einen Partner oder eine Partnerin mit Kindern kennen und bringen Sie selbst noch eigene Kinder in die Beziehung mit, benötigen Sie gerade in der Anfangszeit viel Geduld und innere Ausgeglichenheit. Sie dürfen nicht erwarten, dass die Kinder Ihres Partners Sie sofort als Bonus-Elternteil akzeptieren. Nicht selten stehen neue Partner vor der Aufgabe, sich die Liebe und Akzeptanz der Kinder zu erarbeiten und viel Zeit in gemeinsame Momente und Unternehmungen zu investieren. Um eine glückliche Patchwork-Familie zu entwickeln, müssen Sie zusammenwachsen und Ihre Erwartungen realistisch halten. Achten Sie stets darauf, sich nicht zu überfordern und nicht davon auszugehen, dass Sie perfekt sein müssen. Rechnen Sie auch damit, dass die Kinder Sie anfangs ablehnen oder dass sich der Nachwuchs untereinander nicht versteht. Das Zauberelixier in glücklichen Patchwork-Familien ist die Geduld, der gegenseitige Respekt und ein erwartungsfreies aufeinander Zugehen, bei dem Sie sich Zeit lassen und nicht zu viel erwarten. Auch wenn Sie sich von Anfang an mit Ihren Bonus-Kindern verstehen, sollten Sie nie versuchen, die Mutterrolle / Vaterrolle zu übernehmen und ein Ersatz zu sein. Sie sind eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen, die ihren Platz und ihre Rolle in der Patchwork-Familie findet.
Die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz
Sie möchten alles richtig machen und den Kindern Ihres neuen Partners Geborgenheit schenken. Bedenken Sie, dass es gerade für Kinder im Schulalter und für Teenager schwer ist, ein neues Bonus-Elternteil zu akzeptieren und Ihnen den Zugang zu ihrem Herzen und zu ihren Gefühlen zu gestatten. Versuchen Sie niemals, die Position der leiblichen Mutter oder des leiblichen Vaters einzunehmen und eine Position auszufüllen, die bereits vergeben ist. Je geduldiger und verständnisvoller Sie auf die Kinder zugehen und je liebevoller Sie mit Ihrem Partner umgehen, desto höher ist die Chance auf das Patchwork-Familienglück. Vergessen Sie bei all den Herausforderungen nie, dass auch Ihre Beziehung Aufmerksamkeit und Zeit benötigt. Damit Sie sich nicht "im Kreis drehen" und sich mit Ihrer neuen Rolle überfordern, müssen Sie die Balance zwischen Nähe, Distanz, Ihren Bedürfnissen und den partnerschaftlichen Bedürfnissen finden. Gerne unterstütze ich Sie dabei, denn keine Familie ist wie die andere und somit gibt es auch kein allgemeingültiges Patentrezept. Einer der größten Fehler, den viele Paare in diesem Punkt begehen, ist das Drängen auf Beschleunigung durch permanente Nähe. Ebenso kontraproduktiv ist zu viel Distanz, weil Sie sich als neuer Partner sagen, dass Sie sich besser zurückhalten und sich alles in Ruhe ansehen. Gehen Sie auf Ihre neue Familie zu und lernen gleichzeitig zu warten, dass man auf Sie zugeht.
Loyalitätskonflikte ernst nehmen
Nach der Trennung der Eltern fühlen sich Kinder oftmals "zwischen den Stühlen". Sie lieben beide Elternteile und können nicht verstehen, warum die Liebe ihrer Eltern erloschen ist. Kommen Sie als neuer Partner in die Beziehung, werden Sie nicht selten als Eindringling angesehen. Als Bonus-Elternteil benötigen Sie viel Empathie und Verständnis, auch wenn Sie anfänglich vielleicht abgelehnt werden. Versuchen Sie, sich in die Zerrissenheit der kindlichen Gefühlswelt hineinzuversetzen und sprechen Sie offen darüber, dass Sie kein Elternteil ersetzen möchten. Fördern und unterstützen Sie das Bedürfnis der Kinder, beide Elternteile zu lieben und den regelmäßigen Kontakt zu halten. Dazu gehört Ihre Akzeptanz, dass Ihr neuer Partner / die Partnerin selbstverständlich auch im Kontakt mit dem Ex-Partner steht und eine gemeinsame Erziehung fördert. Selbst wenn die Beziehung oder Ehe nicht friedlich geschieden wurde, sprechen Sie nie schlecht über den Ex-Partner Ihrer neuen Liebe. Tun sich in Ihrer neuen Liebesbeziehung tiefgründige Loyalitätskonflikte auf, kann eine Mediation mit der ganzen Familie sinnvoll sein. Hierbei stehe ich Ihnen gerne als Mediator zur Seite und helfe Ihnen dabei, Konfliktlösungen zu finden und eine glückliche Patchwork-Familie zu werden.
Gemeinsame Rituale schaffen
Dass gemeinsame Rituale in allen Beziehungen und Familien wichtig sind, ist kein Geheimnis. In Patchwork-Familien haben sie eine noch höhere Bedeutung und müssen, worin die Herausforderung liegt, neu erschaffen werden. Rituale im Alltag schaffen Erinnerungen und sorgen dafür, dass Sie als Familie näher zusammenrücken und sich, sowie allen anderen Familienmitgliedern neue Chancen eröffnen. Gemeinsame Mahlzeiten, Spieleabende und Ausflüge stärken das Wir-Gefühl und vertiefen die Beziehung zueinander. Auch das sonntägliche Frühstück in Ihrem Bett oder bei kleineren Kindern das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte sind Rituale, die sich positiv auf Ihr Patchwork-Familienglück auswirken und die Nähe schaffen. Wichtig ist dabei, dass Sie feste Zeiten einhalten und durch Zuverlässigkeit für Geborgenheit sorgen. Beachten Sie die Interessen aller Familienmitglieder und suchen Sie anhand dieser Erkenntnisse, die Sie in der offenen Kommunikation gewinnen die Rituale, die zu positiven Erinnerungen führen. Um eine harmonische Familienkultur zu entwickeln, braucht die Patchwork-Familie Zeit. Mit viel Liebe und Geduld steht dem harmonischen Zusammenleben mit Ihrem neuen Partner, dessen und Ihren Kindern nichts im Weg.
Geduld haben und Fehler zulassen
Wenn Sie sich in einen Partner mit Kindern verlieben, werden Rollen und Hierarchien im Zusammenleben völlig neu verteilt. Anders als bei langsam zusammengewachsenen Familien ist es in der Patchwork-Konstellation von enormer Wichtigkeit, Geduld zu haben und nicht perfekt sein zu wollen. Niemand ist unfehlbar und es ist durchaus erlaubt, Fehler zu machen und diese in einer Familienkonferenz auszudiskutieren. Gerade in puncto Erziehungsstil ist es für den neuen Partner schwierig, sich einzufinden und sich an Regeln zu halten, die er bisher nicht kannte. Für die Kinder ist es besonders schwierig, wenn Sie sich als Erwachsene nicht einig sind und sich im schlimmsten Fall vor ihren Augen und Ohren streiten. Stecken Sie Grenzen ab und stellen Sie Regeln auf, die für jedes Familienmitglied gelten und die unbedingt gemeinsam beschlossen werden sollten. Zeigen Sie die Stabilität in Ihrer Paarbeziehung, was Sicherheit schafft und was die Grundlage dafür ist, dass die neue Liebe im zweiten Anlauf von den Bonus-Kindern akzeptiert wird. Bedenken Sie in jedem Tun und Handeln, dass Sie sich als Patchwork-Familie erst einspielen müssen und dass das durchaus ein wenig Übung erfordert.
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Bild von Charles McArthur / Pixabay